Rezepte

Die Geschichte von Omis Küchentischchen und ein schnelles Garnelen-Curry mit Chili

Schon als Kind habe ich es geliebt im Haus meiner Oma auf dem Speicher, im Süßigkeitenschrank oder im Keller herum zu stöbern. „Stöwwern“, wie sie sagt. Allerlei schöne Dinge kamen da zum Vorschein, alte vergilbte Fotos, die ersten Schulhefte meiner Mutter und manchmal auch eine vergessene Schnapspraline. Ganz besonders stöber-geeignet war und ist der Dachboden im kleinen Garagenhäuschen, das dazu auch noch einen Werkraum und einen Raum für Gartenutensilien umfasst. Vom Werkraum führt eine alte, steile Holztreppe auf den Dachboden, der voll mit alten Möbeln, Kartons und Krimskrams ist. Dazwischen lag auch der alte rosafarbene Esstisch meiner Oma und fristete nach Jahren als Familienversammlungsmittelpunkt ein trauriges Dasein. Als Kind interessierte ich mich aber nicht sonderlich für sperrige Einrichtungsgegenstände, sondern eher für geheime Poesiealben oder Spielzeug. Also geriet er wieder in Vergessenheit, bis ich eines Tages mit meiner Cousine wieder eine kleine Stöbertour auf dem Dachboden machte und das alte Tischchen quasi wieder entdeckte. Wir beschlossen dann, mit dem Einverständnis meiner Oma, ihm eine zweite Blütezeit zu verschaffen.
Los geht´s: Hilfe hatte ich also von meiner jüngsten Cousine (die mit dem Hackstyle), die nicht nur den Schwingschleifer im Schlaf bedienen kann, sondern nebenbei noch den Hund entertaint und uns, damit wir auch wie ECHTE Handwerker rüberkommen, ein kleines Tischchen mit zwei Dosen Bier bereit gestellt hat. Die coole Socke! Das Bier hat sie irgendwo im Keller zwischen alten Kartoffelsäcken und Apfelweinfässern gefunden, es gehörte noch unserem leider schon vor Jahren verstorbenen Opa und war seit 2004 abgelaufen. Macht ja nix, das Gefühl zählt. Ach, und ein Schwingschleifer ist übrigens ein nettes Accessoire, das ich (neben der Bohrmaschine) nicht mehr missen möchte. Man bräuchte ein extra-Abteil in einem begehbaren Kleiderschrank für Accessoires der besonderen … ach, lassen wir das, ich schweife ab. Wir haben zuerst die Plastikfolie entfernt, die meine Oma auf der Tischplatte hat anbringen lassen, um sie vor Abnutzung zu schützen. Das war unser Glück, denn so war das schöne Holz bis auf ein paar Holzwurmlöcher gut erhalten. Dann haben wir den ganzen Tisch abgeschliffen, jedes Fitzelchen der alten Farbe entfernt, das Holz behandelt und versiegelt und das Gestell neu gestrichen. Mit diesem Ergebnis:
Die ganze Familie hat sich gefreut, dass das alte Tischchen in neuem Glanz erstrahlt ist, und wir waren zufrieden, dass sich die drei Stunden Mühe mit vor Schweiß triefenden Stirnen und blitzenden Handwerker-Dekolletés (und einer Menge Spaß!) gelohnt haben. Ein Geheimnis gilt es noch zu lüften: Wo ist die Schublade? Wir haben gesucht und gesucht und nichts gefunden. Oma behauptet aber steif und fest, dass sie irgendwo sein muss. Das Familienoberhaupt hat gesprochen, howgh, wir werden also weiterstöbern und hoffen, dass wir sie eines Tages finden. Weil ich jetzt schon so viel geredet habe, gibt es heute ein Blitz-Garnelen-Curry, das wir gestern gegessen haben. Einfach, schnell, scharf – und gut!
Hier kommt das Rezept für zwei Personen:
1 EL Ghee (geklärte Butter, ersatzweise neutrales Öl)
1/2 Zwiebel, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
1 zwei cm dickes Stück Ingwer, fein gerieben
je eine rote und grüne Chilschote, entkernt und in feine Ringe geschnitten
1/2 TL Cayennepfeffer
1 TL Kreuzkümmel, gemahlen
1 TL Garam Masala
1/2 TL Kurkuma, gemahlen
250 g Garnelen (ohne Schale, gewaschen und entdarmt)
1 Dose stückige Tomaten (400 g)
1 Dose Kokosmilch (400 ml)
1/2 TL Salz
ein paar Stengel Petersilie, gehackt (oder Koriander)
 
Ghee in einer hohen Pfanne erhitzen. Zwiebel, Knoblauch, Ingwer und Chili darin andünsten. Cayennepfeffer, Kreuzkümmel, Garam Masala und Kurkuma dazugeben und mit der Zwiebelmasse verrühren. Garnelen dazugeben, kurz anbraten, dann Tomaten einrühren und die Garnelen in den Tomaten garen lassen. Kokosmilch einrühren und noch einmal 5 Minuten kochen lassen. Zum Schluss das Salz unterrühren. Mit gehackter Petersilie bestreut servieren. 
Mit zwei Chilischoten kann das Gericht je nach dem, welche Sorte ihr erwischt, schon ein ziemlicher Burner sein, wer es lieber etwas milder mag, nimmt einfach weniger oder lässt sie ganz weg. Wir hatten Reis als Beilage, ich mag es nämlich so gerne, wenn er sich mit der Currysauce vollsaugt.

19 Comments

  • grain de sel

    Alte Möbel, vorallem aus Holz, liebe ich sehr. Da kann Ikea nich mit ;)! Eine schöne Geschichte: aus Alt mach Neu, aber mit Liebe, gell!
    So ein Curry, gerne aus der Schüssel (auch Schüssel-Fetischist?), ist gezeitenunabhänig lecker!

  • Petra aka Cascabel

    Ist ja lustig! Einen fast baugleichen Tisch (mit Schublade!) habe ich vor fast 40 Jahren als Studentin einer Erbtante in Luxemburg entrissen. Ursprünglich weiß habe ich ihn für die erste Küche rot gestrichen, nach Umzug dann später dunkelbraun, im eigenen Haus wurde er dann wieder weiß. Inzwischen steht er als Mädchen für alles im Keller – leider hat er keine so schöne Holzplatte mehr, die wurde irgendwann (nicht von uns) durch eine Resopalplatte ersetzt, weswegen er meist eine Tischdecke verpasst bekam.

    Viel Spaß damit!

  • Toni

    Klasse gemacht! Sowas liebe ich, auch wenn das Abschleifen ne Mordsarbeit ist lohnt sich das einfach. Und macht Spaß.

    Halt uns mal auf dem Laufenden, was die Schublade angeht und ob sich darin dann noch die ein oder andere Schnapspraline gefunden hat 🙂

  • Christina

    @Heike: Sofort! Aber wenn wir wieder weg sind, gibt´s auch deine Schublade nicht mehr. *fg* 😉

    @Alex: Dass ein Tisch an der Decke hängt, hört sich immer ein bisschen lustig an – aber platzspartechnisch ist das oft die beste Lösung.

    @grain de sel: Jep, Schüsselfetischist for life! 🙂

    @buntleben: freut mich, obwohl wir kurzzeitig ja überlegt hatten, ihn wieder rosa zu streichen. Aber ich glaube, daran hätte ich mich schnell satt gesehen. Und der Mann hätte Schreikrämpfe bekommen. 😉

    @Die Küchenschabe: Danke, aber es war wirklich nicht sooo schwer. Ich hatte eine tolle Hilfe und es hat so viel Spaß gemacht.

    @Rosa: Und das Curry kann man auch gleich an dem Tisch essen – noch besser! 😉

    @Petra: Danke! Ja, ich glaube von diesen Tischen stehen noch so einige in Kellern und auf Speichern rum. Schade eigentlich, heute bezahlt man für sowas ja ein Heidengeld.

    @Toni: Mach ich. Vielleicht klauen wir ja die von Heike… 😉

    @Susu: Das Curry geht auch wirklich ratzfatz – bei uns ideal nach einem langen Arbeitstag.

    @Linda: Ich finde auch, solche Schätze, die eine kleine persönliche Geschichte anhaften haben, sind ein Traum. Am schönsten ist es natürlich, wenn sie aus der eigenen Familie stammen. Da habe ich Glück gehabt. 🙂

    @Christel: Das Mädel ist meine Cousine, die Schwingschleiferkönigin und Hundebändigerin, und der Hund wollte alles genau so haben wie meine Cousine – unter Androhung von Sabberattacken! 😉

    @Elke: Ach schön, das freut mich!

    @Moey: Dazu mehr beim nächsten Posting – meine Omi findet Garnelen nämlich auch ganz schrecklich und eigentlich ist es ganz schön gemein von mir, diese mit dem Tischchen in einem Beitrag hochzuloben. 😉

    @Kaylovesvintage: welcome, glad you like it!

  • Ellja

    Gemeinhin lacht man ja über die ältere Generation, weil sie immer alles aufheben und nichts wegwerfen können. Bis dann solche GLücksfälle eintreten, dass man auf einem Dachboden ein Schmuckstück findet. Gratuliere! Obwohl (darf ich das einfach so sagen, obwohl ihr soviel Arbeit damit hattet?)… die ursprüngliche rosa Version fand ich sehr charmant!

  • Christina

    @Ellja: Aber natürlich darfst du das! 🙂 Ich muss auch ehrlich gestehen, ich hatte kurz überlegt, nur die Tischplatte abzuschleifen und ihn sonst so hübsch zu lassen, wie er war. Aber unter diesen hellrosa Stellen (sieht man auf dem Foto schlecht, wenn man ganz genau hinguckt an den Tischbeinen) hatte sich wohl Luft und Feuchtigkeit gesammelt, so dass diese bei jeder kleinsten Bewegung abgesplittert sind. Rosa Rieselregen quasi. 😉 Und frisch rosa streichen wollte ich dann nicht.

  • Anonym

    So einen schönen alten Tisch mit Schublade gab es auf der Loggia meiner Eltern auch. Keine Ahnung, wohin der sich verflüchtigt hat. Muss ich meine Lieben mal fragen…

    Schade dass man oft Dinge (gelegentlich auch Menschen) erst zu schätzen weiß, wenn sie nicht mehr da sind.

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