Rezepte

Farinata mit gegrilltem Gemüse: Resteverwertung und Platz schaffen

Zufällig bin ich vor ein paar Tagen auf einen Artikel über Farinata gestoßen, Fladen aus Kichererbsenmehl, die ihren Ursprung in der Armenküche Liguriens haben. Das kam wie gerufen! Ihr kennt das sicher: Für irgendein Rezept benötigt man eine spezielle Zutat, die man sonst nicht so oft benutzt, dann hat man die Reste monate- oder gar jahrelang herumstehen. Vorzugsweise passiert das bei mir natürlich mit Lebensmitteln, die nicht in winzigen dekorativen Döschen daherkommen, sondern pfundschwer in Papiertüten. Oder in Literflaschen. Dank den paar Löffelchen Grand Marnier, die ich ab und zu für mein Orangen-Tiramisu benötige, dem Schuss Kirschwasser zum Aromatisieren von Weihnachtsplätzchen oder den paar Tröpfchen Batida, die ich mal für eine Kuchenglasur verwendet habe, kann ich mittlerweile übrigens auf eine beträchtliche Hausbar blicken. Nicht sonderlich mysteriös also, dass immer nur Gin, Aperol und Lillet nachgekauft werden müssen. Hust.

Farinata mit gegrilltem Gemüse

Aber zurück zu den pfundschweren Schubladenhütern: Seit ich vor Ewigkeiten mal Falafel nach Ottolenghi gemacht habe (die btw frisch sehr lecker waren aber, wer es noch nicht weiß, Falafel werden beim Auskühlen hart und furztrocken, sie eignen sich also spektakulär schlecht für ein kaltes Buffet, für das ich sie geplant hatte), steht also ein Haufen Kichererbsenmehl im hintersten Eckchen der Küche herum. Das hatte ich schon wieder komplett vergessen, bis eben glücklicherweise die Farinata ins Spiel kam. Ein Fladen, wie für mich geschaffen, mag ich doch alles, das irgendwie mit Tartes, Pfann- und Flammkuchen oder Pizza zu tun hat. Nämlich weil: Man hat eine gute Grundlage und kann darauf verteilen, auf was man gerade Lust hat. Oder was der Kühlschrank eben hergibt, deswegen ist die Farinata auch perfekt als Resteverwertung geeignet.

Hier kommt das Rezept für 2 Portionen Farinata mit gegrilltem Gemüse

Zutaten:
Für die Farinata:
225 g Kichererbsenmehl
2 EL Olivenöl
1 TL getrocknete Kräuter wie Thymian oder/und Oregano
1 Knoblauchzehe, fein gehackt oder gepresst
1 gestr. TL Salz
350 ml Wasser

Für das gegrillte Gemüse:
1 kleine Zucchini
1 halbe Aubergine
eine kleine Handvoll Champignons
Olivenöl
Flor de Sel
100 g Fetakäse (optional)
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Zubereitung:
Kichererbsenmehl, Olivenöl, Kräuter, Knoblauch, Salz und Wasser in einer Schüssel vermengen. Mindestens eine Stunde ruhen lassen. Und nicht wundern, der Teig ist ziemlich flüssig. Backofen auf 230 Grad vorheizen und eine gusseiserne Pfanne oder einen anderen flachen, feuerfesten Behälter im Backofen auf dem Rost auf unterer Schiene sehr heiß werden lassen. Einen Schuss Öl in die Pfanne geben, aber Achtung, dass ihr euch nicht verbrutzelt! Am besten geht das, wenn ihr die Pfanne kurz herausnehmt und auf die geöffnete Backofentür stellt. Dann den Teig einfüllen und schauen, dass er gleichmäßig verteilt ist. Und dann husch husch wieder rein damit und Tür zu! Farinata etwa 20-25 Minuten backen.

Währenddessen Gemüse in Stücke schneiden und mit einem guten Schuss Olivenöl und etwas Flor de Sel vermischen. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen und im oberen Drittel des Backofens etwa 15 Minuten grillen. Zeitlich haut das ganz gut hin, so dass die Farinata bestenfalls zeitgleich mit dem Gemüse fertig wird. Bei der Farinata könnt ihr entweder wie bei einem Kuchen eine Stäbchenprobe machen, um zu schauen ob sie fertig ist, oder ihr vertraut eurem Auge: Wenn sie schön goldgelb und an den Rändern knusprig ist, könnt ihr sie herausnehmen.

Die Farinata aus der Pfanne lösen, mit dem Grillgemüse belegen und etwas Fetakäse darüberbröckeln. Mit frisch gemahlenem Pfeffer bestreut servieren.

Farinata - Kichererbsenfladen aus Ligurien

Übrigens: Auch die Farinata sollte direkt serviert und gegessen werden, sonst blüht ihr das gleiche Schicksal wie meinen Buffet-Falafeln. Sie erstarrt quasi zu Stein.
So, jetzt weiß ich also, was ich mit meinem Kichererbsenmehl in Zukunft mache. Nach und nach werde ich noch ein paar Schubladenhüter aufbrauchen, ich möchte nämlich nächstes Jahr beim Umzug möglichst wenig zu schleppen haben. Jajaja, das scheitert natürlich nicht an ein paar Backzutaten oder einer halbvollen Flasche Eierlikör – aber es ist doch ein bisschen bezeichnend für all die Dinge, die man hat, aber gar nicht unbedingt braucht (Schuhe fallen raus, immernoch) oder ewig nicht genutzt hat. Also ist vor dem Umzug Entrümpeln angesagt. Und zwar in jeder Hinsicht, denn in die neue Bude darf nur noch mit, was wirklich gebraucht und vor allem gemocht wird. Habt es schön, bis demnächst!

8 Comments

  • milchmädchen.

    Offene Türen, Christina! Hier sind es sommers Mehlmotten, die mich zur Radikalrestereduziererin machen. Den Biestern bloß keine Angriffsfläche bieten! Und Farinata ist großartig! Lernte ich erstmals in Turin richtig schätzen (weitab von Ligurien, I know). Ein anderes gutes Rezept zum Kichererbsenmehlverwerten ist übrigens das hier. Nur, falls man vor lauter Farinata-Liebe doch irgendwann wieder aufstockt..
    Herzlich: Charlotte

    • Christina

      Mehlmotten, der geflügelte Feind!! Die hatte ich leider auch schon zuhauf, liebe Charlotte. Es geht jetzt, seit ich alles gleich in luftdichte Vorratsgläser umpacke, aber ab und an seh ich doch mal eine rumschwirren. Vielen Dank für Deinen Rezepttipp, das klingt wunderbar!

  • Micha

    Das ist ja SO spannend, so ein neuer Lebensabschnitt mit all den Begleiterscheinungen: was zieht mit um, und wenn nein, warum nicht… ach, ich fieber richtig mit! Gut, Kichererbsenmehl muss nicht mitziehen, verstehe ich gut, meines hat irgendwann geschimmelt (schlimm). Aber WIE oft greift man nach Kichererbsenmehl? Eben. Fürs nächste Mal habe ich auf jeden Fall ein Rezept mehr parat! sonnige Grüße!

    • Sandra

      Ich finde es auch einfach spannend, meine Reste in die Suchmaschine einzugeben, da hat ein großer bekannter deutscher Koch- und Fachbuchverlag ein tolles, simples Tool auf seiner Homepage, und dann etliches gleichzeitig wegzuarbeiten. Gerade warte ich die letzte von 18 Stunden auf einen Brotteig,in den ich meinen beträchtlichen Rest Dinkelvollkornmehl geschüttet habe- die Möhren-Walnussbrötchen, für die ich es besorgt hatte, waren auch eher zur Selbstverteidigung geeignet, als eine fluffigknusprige Käseunterlage zu sein. Mag sein, dass das nicht am Mehl lag, aber nun ist es weg und ein Herd weniger für mögliche Lebensmittelmotten.

    • Christina

      Ich bin auch echt gespannt, liebe Micha, gerade dieses Wochenende waren wir wieder vor Ort und vor meinem inneren Auge wächst und wächst die Zukunft. 😉 Wir haben sogar schon unser erstes Apfelbäumchen fürs Grundstück bekommen – ein kleines Ding mit mickrigen aber süßen Früchten, und schön gewachsen. Meine Tante möchte größere Äpfel, deswegen muss es weichen und darf dann zu uns in den Garten ziehen. 🙂 Kennst Du als Großgärtnerin Dich aus, wann die beste Zeit zum Umpflanzen ist, damit der Schönling möglichst wenig Stress hat? Ich hab mal gehört nach der Ernte im Oktober/November?

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