Eingelegte Gurken auf polnische Art: Irgendwie anders, irgendwie perfekt
Es ist jetzt fast schon zwei Jahre her, dass ich zum ersten Mal diese polnischen Gurken gegessen habe, die so anders schmeckten, als die Gurken, die ich sonst so kannte. Tatsächlich waren die aber auch nie selbst eingelegt, sondern ich aß immer nur die hiesig bekannten gekauften Gewürzgurken aus dem Glas. Und wenn ich so darüber nachdenke, kann ich auch gar nicht genau sagen, zu was ich Gurken immer gegessen habe. Klar, als Zutat für meinen Rindfleischsalat, aber sonst wanderten sie wohl die meiste Zeit direkt aus dem Glas in meinen Mund (bis auf wenige Male zu frühen Teenagerzeiten, als sie bei Mc Donalds frisch von meinem Cheeseburger gepult gegen die Fensterscheibe flogen, eine kleines rebellisches Statement für die Leute, die von außen doof nach innen glotzten – damals ahnte ich ja noch nicht, dass es irgendwann mal umgekehrt sein könnte).
Zurück zu den polnischen Gurken: Das Rezept stammt von der Mama meines Freundes, sie legt jedes Jahr kiloweise Gurken auf diese Art ein. Die Gurken halten sich im Topf etwa 2 Wochen, wenn dann noch welche übrig sein sollten, werden sie in Einmachgläser gepackt und weiter im Kühlschrank aufbewahrt. Was ich an diesem Rezept so toll finde: Es kommt mit sehr wenig Zutaten, sogar ohne Zucker und Essig, aus und – da war ich zu Beginn zugegebenermaßen etwas skeptisch – man muss nicht mal mit heißem Wasser herumhantieren um die Gurken zu sterilisieren, was sonst bei Rezepten für eingelegte Salzgurken obligatorisch scheint. Ich habe mir ehrlich gesagt erst im Nachhinein darüber Gedanken gemacht, nachdem ich in quasi allen auffindbaren Rezepten gelesen habe, dass man das Wasser für eingelegte Gurken vorher abkocht und dann entweder abkühlen lässt oder sogar noch heiß über die Gurken schüttet. Aber da schon die polnische Oma seit Ewigkeiten die Salzlake mit kaltem Wasser ansetzt und es bisher auch keine Zipperlein unter den Gurkenliebhabern der Familie gab, übernehme ich das für die Zukunft einfach mal so. Voll der Thrill!
Zum Einlegen nehmt ihr übrigens am besten einen großen Steintopf. Ich habe einen gekauft, bei dem Beschwerungssteine und Deckel gleich dabei waren. Ihr könnt aber auch einfach einen Teller oder ein Tuch als Deckelersatz nehmen, Hauptsache, es kommen keine Viecher rein.
Hier kommt das Rezept für einen Gärtopf mit 7 Litern:
Zutaten:
3 kg Einlegegurken
1 Stück frischer Meerettich, etwa 20 cm lang
8 große Knoblauchzehen (am besten schön frischer Knoblauch, dessen Schale noch ganz weich ist)
6 EL Salz
3 Liter Wasser
1 Bund Dill mit Blütendolden (bei uns sind die Stängel so etwa 40-50 cm lang und pro Bund etwa 8 Stängel Dill)
Zubereitung:
Zuerst die Gurken waschen. Das klappt am besten, in dem ihr sie in einem Waschbecken voller Wasser ordentlich mit einer Bürste abschrubbt, damit auch die letzten Erdreste entfernt werden. Meerettich schälen und in längliche, etwa 3-4 cm lange Stücke schneiden. Knoblauchzehen schälen und halbieren. Das Salz mit dem Wasser in einem großen Topf vermischen, bis das Salz aufgelöst ist. Jetzt abwechselnd Dill, Meerettich, Knoblauch und Gurken in den Gärtopf schichten. Mit Gurken beenden. Bei unserem 7-Liter-Gärtopf waren das 3 Runden, die drei Kilo Gurken haben exakt reingepasst. Jetzt das Salzwasser angießen, bis die oberen Gurken etwa zu 3/4 bedeckt sind, das waren hier gute 2 1/2 Liter, kann aber je nach Schichtung auch mal ein bisschen mehr sein, deswegen macht besser 3 Liter im Voraus. Die Gurken „legen“ sich meist noch ein bisschen beim Durchziehen. Jetzt legt ihr die Beschwerungssteine auf die Gurken, Deckel drauf und dann beginnt die Wartezeit: Die Gurken bei angenehmer Zimmertemperatur mindestens 3 Tage stehen lassen. Wenn sich Schaum bildet, was fermentationsbedingt völlig normal ist, schöpft ihr ihn einfach ab. Je wärmer es ist, desto schneller ziehen die Gurken übrigens durch. Und – tadaaaahh – jetzt könnt ihr schon probieren! Wir mögen sie nach 3-4 Tagen am liebsten, wenn sie länger ziehen, werden sie aber noch aromatischer – manche mögen sie erst nach einer Woche essen.
Hier schwört man übrigens felsenfest darauf, dass die Gurken umso knackiger werden, je mehr Meerettich mit von der Partie ist. Das heißt allerdings auch, dass noch eine gute Portion Schärfe mit hinzukommt. Auch nicht schlecht. 😉
10 Comments
Cooketteria
Wer die Schärfe von Meerettich nicht mag, kann auch auf Eichen-, Wein- oder Blätter der schwarzen Johannisbeere ausweichen. Diese enthalten ausreichend Tannin, um die Knackigkeit der Gurken zu bewahren und ausserdem ist der Eigengeschmack wesentlich dezenter.
Ganz liebe Grüsse
Janine aus Gregorsgarten
Hallo Christina,
ich lese schon eine Ewigkeit deinen Blog und wollte mich an dieser Stelle mal bedanken:
Für die tollen Rezepte (gerade schmort in meinem Topf das Chili mit Bier und Kaffee!), für deine großartige Art zu schreiben und
FÜR DIE WERBEFREIHEIT!!!!!
Fast jeder Blog, den ich liebe verkommt irgendwann zu einem einzigen Werbebanner, sei es als Button (das geht ja noch) oder (richtig nervig) dauernd diese Werbeposts.
Du hast ja mit Sicherheit auch entsprechende Angebote gehabt und ich liebe, liebe, liebe es, dass es hier keine Werbeposts gibt!
Und deine Rezepte sind einfach sensationell!
LG
Janine
Liebe was ist
ich bin ein absoluter Fan von Gewürzgurken, aber nich nie auf die Idee gekommen selber einzulegen. sehr interessant finde ich die Zutaten Meerettich und Knoblauch dabei. schaut sehr appetitlich aus!
<3 Tina
https://liebewasist.wordpress.com/
Julia
Selber einlegen wollte ich Gurken auch schon immer. Jetzt brauche ich dringend einen Topf! 🙂 Mich wundert, dass gar kein Zucker dran ist. Aber vermutlich braucht's den nicht. Wächst der Dill bei Euch im Garten? Sonst wird's mit den Blüten schwierig… Hach, ein tolles Abenteuer im Sommer all das Einlegen und Einkochen. Jetzt brauch' ich nur noch Platz im Regal!
Anonym
Polnische Gurken ein Gedicht.
Die Mutter meiner Schwiegertochter macht sie immer ein und
wenn dann der Besuch aus Polen kommt, dann gibt es
unter anderem auch polnische Gurken.
Sehr sehr gut.
Lieben Gruß 'Eva
Jessica
Ich habe meine Liebe für eingelegte Gurken genau wie du auch erst relativ spät entdeckt. Jetzt kann ich sie mir aber, besonders abends zum Käsebrot, gar nicht mehr aus meinem Speiseplan wegdenken! Dass man Gurken auch selbst einlegen könnte ist mir noch nie eingefallen – gut, dass ich am Wochenende gaaanz viel Zeit habe! 😉
die.sandra
Und ich frage mich, wann denn endlich ein neuer Eintrag folgt und dann sehe ich Dich im ZDF Pilztarte backen! Sah sehr gut aus und hast Du sehr schön erklärt. Ohnehin kannst Du gut über Essen erzählen, hat mir gefallen.
Und ansonsten…hast Du zuviel Pilztarte gegessen oder…? 😉
Alles Liebe Danke für den Tipp mit dem Käse in Würfeln!
Christina
Ihr Lieben alle, ein ganz riesengroßes Sorry für meine späte Rückmeldung!!!
@Cooketteria: Danke für diesen tollen Tipp!! Siehst Du, was letztendlich alles dafür verantwortlich sein kann, damit die Gurken schön fest bleiben, damit habe ich mich noch gar nicht beschäftigt – sehr gut zu wissen!
@Janine: Vielen Dank, ich freu mich sehr, dass Du Dich hier so wohl fühlst – und ich tu mein Bestes, damit das so bleibt! 🙂
@Tina: Gell, ging mir genau so – dabei ist es wirklich supereinfach und das Ergebnis um Lääängen besser, als die aus dem Glas.
@Julia: Den Dill gibt´s hier bei uns bei einem hutzeligen Gemüsehändler mit polnischen Connections – am ehesten wird man da glaub ich auf Märkten fündig. In der nächsten Saison dann, ich freu mich schon wieder!
@Eva: Schön, der Fanclub füllt sich! 🙂
@Jessica: Ohh, dann hoffe ich, dass du noch ein paar kleine Einlegegurken erwischt hast – bei uns ist die Saison da leider immer ruckzuck vorbei und sie sind gar nicht mehr so leicht zu bekommen.
@Sandra: 😀 Wie schön, ich musste total schmunzeln bei Deinem Kommentar. Und tataah, hier bin ich, wiedererwacht aus dem Pilztarte-Koma! Freut mich total, dass Dir der Beitrag gefallen hat, habe leider total vergessen, hier auf den Sendetermin hinzuweisen, aber jetzt isser ja auch in der Mediathek. Alles Liebe an Dich zurück!
maryreili
Vielen Dank für dieses knackige Rezept! Es hat mich zu einer kurzen Gurkengeschichte inspiriert, die auf http://www.maryreili.com zu lesen ist. dort habe ich auch das Rezept verlinkt. Liebe Grüße! maryreili
Peter
Hey,
dieses Rezept klingt äußerst interessant, vor allem der Meerettich. Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren.
Vielen Dank für das Rezept!
Liebe Grüße