Rezepte

Kartoffelsuppe mit Zwetschgentartelettes: Es herbstet!

Ich denke es jedes Jahr wieder: Der Herbst ist einfach meine liebste Jahreszeit! So schön der Sommer auch war, es gibt ein paar Dinge, die werde ich ganz und gar nicht vermissen.
Erstens: Verschwitzte Halbnackte in der U-Bahn, zu denen ich ja zwangsläufig auch gehöre. Keiner mag das Gefühl, wenn die eigene Haut mit einem Schmatzgeräusch an die klebrigen Körperteile des Vordermanns gedrückt wird (außer vielleicht der kleine ältere Herr, der einmal neben mir stand und mit seinem Gesicht bei Bremsen an der Haltestelle im prallen Dekolleté einer brünetten Schönheit landete – er sah in der Tat danach aus als hätte er im Lotto gewonnen).
Zweitens: Stechmücken. Kein Tag am See, keine Nacht mit geöffnetem Fenster ohne juckende Souvenirs. Früher habe ich die Biester mit Hilfe von Haarspray und Feuerzeug flambiert, heute werden sie kurz und knackig erschlagen. Blutgierige Überlebende gibt´s aber doch irgendwie immer.
Drittens: Die leichte Sommerküche und somit das Nichtvorhandensein von Herbst- und Wintergerichten. Das ist das schlimmste für mich, echt. Sicher, man kann auch im Sommer deftige Eintöpfe und üppige Süßspeisen essen, aber so richtig schmecken tut sowas bei 30° Grad nicht. Jetzt im Herbst und in den kommenden Monaten hingegen werde ich nicht genug von heimeligen Gemütlichkeitsrezepten bekommen können, deswegen gibt´s heute schon eines meiner absoluten Leibgerichte, das meine Mutter auch oft so zubereitet: Eine herrlich deftige Kartoffelsuppe mit einer einfachen, puren Zwetschgentarte.

In Südbaden gibt es viele Rezeptvarianten zu diesem Gericht, die meisten sehen zur Kartoffelsuppe einen Zwetschgenkuchen vor, der einen dicken Hefeteig als Grundlage hat. Der Hefeteig saugt nämlich in der Tat die Flüssigkeit der Zwetschgen auf, die beim Backen entsteht. In unserer Familie bereiten wir den Zwetschgenkuchen aber schon seit ich denken kann mit einem Mürbteig zu, also quasi wie eine Zwetschgentarte, und noch nie war ein Boden durchweicht oder gar matschig. Und: Weil die Kartoffelsuppe schon schön sättigt, mag ich ein zartes Stückchen Tarte dazu lieber. Heute bekommt sogar jeder eine eigene kleine Zwetschgentartelette.

Kartoffelsuppe mit Zwetschgentarte

Hier kommt das Rezept für Kartoffelsuppe mit Zwetschgentartelettes für 4 Personen:

Für die Kartoffelsuppe:
400 g Kartoffeln
2 Karotten
1/2 Sellerieknolle
1 Stange Lauch
1 Zwiebel
80 g Speck, gewürfelt
3 EL Öl
1 1/2 Liter Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer, Muskat
1 Lorbeerblatt

Für die Tartelettes:
125 g Mehl
80 g Butter
40 g Zucker, evtl. etwas Zimt
1 Ei 
1 Prise Salz
500 g Zwetschgen
Zucker zum Bestreuen

Zubereitung:
Für die Tartelettes Mehl auf die Arbeitsfläche häufen, in die Mitte eine Mulde drücken und die anderen Zutaten hineingeben und mit den Händen alles rasch zu einem glatten Teig verarbeiten. Teig zu einer Kugel formen und in Folie gewickelt eine Stunde kalt stellen. Währenddessen Kartoffeln und Suppengemüse waschen, schälen und in kleine Stücke schneiden. Die Zwiebel schälen und fein hacken. Öl in einem großen Topf erhitzen und die Zwiebel darin andünsten. Kartoffeln, Suppengemüse und Speck dazugeben und kurz mit andünsten, dann die Gemüsebrühe angießen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen, das Lorbeerblatt dazugeben und 30 Minuten kochen. Backofen auf 200°C vorheizen. Zwetschgen waschen, entsteinen und vierteln. Teig aus der Folie wickeln und in 4 gleich große Stücke teilen. Jedes Stück dünn und rund ausrollen. 4 kleine Tarteformen einfetten und jeweils mit einem Teigkreis auslegen. Mit einer Gabel ein paar Mal in den Teig stechen und die Zwetschgenviertel darauf verteilen. Mit jeweils 1-2 TL Zucker und wer möchte einem Hauch Zimt bestreuen. Im vorgeheizten Ofen bei 200°C ca. 25 Minuten backen. Lorbeerblatt aus der Suppe entfernen und die Suppe mit einem Mixstab pürieren. Mit reichlich Petersilie bestreut zusammen mit den Zwetschgentartelettes servieren.

Zwetschgenkuchen mit Kartoffelsuppe

Für manche mag die Kombination von süßer Zwetschgentarte und Kartoffelsuppe ziemlich merkwürdig klingen oder gar unvorstellbar sein – probiert es aus, es schmeckt wirklich gut. In Südbaden und auch in der Pfalz isst man Kartoffelsuppe und Zwetschgenkuchen im Herbst in rauen Mengen, wie ich finde vollkommen zu Recht!

20 Comments

  • Frau Mahlzahn

    Doch, das kann ich mir sehr gut vorstellen! Sieht sehr lecker aus, Kartoffelsuppe ist eh der Renner, aber mit so einer Zwetschgentarte wird das ganze ja gleich mal so richtig aufgewertet.

    Schon notiert, *ggg*.

    (Ich mag am Herbst übrigens am liebsten einen einfachen Sauerkrauteintopf.).

    So long,
    Corinna

  • Frau Sonntag

    Da wäre ich jetzt auch nicht drauf gekommen, beides zu kombinieren… Aber sieht auf jeden Fall lecker aus! Ich freue mich schon auf alle die Eintöpfe und andere Herbst- und Wintergerichte, habe mich allerdings noch nicht final vom Spätsommer verabschiedet:-)

  • anie's delight

    Das Suppen- und Eintopfgegesse vermisse ich in den heißen Monaten auch immer so.

    Aber jetzt geht es auch bei uns los. Gestern hatten wir schon Kokos-Asia Suppe und heute sind Linsen dran. Dann setze ich sicher Deine Kartoffelsuppe auf den Speiseplan….

  • Suse

    Ich gehöre in der Tat zu den Leuten, die diese Kombi sehr ungewöhnlich finden. In einem Kochbuch über deutsche Küche habe ich es vor längerem entdeckt und unter "exotisch" ad akta gelegt.
    Aber da sieht mans mal wieder :probieren geht über studieren.

  • Christina

    @Oona: Da fühl ich mich ja geehrt, dass die einfache Zwetschgen-Tartelettes ein ganzes Buch in den Schatten stellen 😉

    @Frau Mahlzahn: Sauerkraut mag ich auch gerne! So einen Eintopf könnte ich mal ausprobieren, bei uns gibt´s das nämlich sonst immer klassisch badisch mit Schäufele und Kartoffelpüree.

    @Evi: Yeah, Herbst- und Wintergerichteleidenschaft united! 😉

    @Manu: Oh, mit Dampfnudeln hört sich auch gut an! "Bei uns" ist auch irgendwo in Hessen, oder? Hier in meinem hessischen Exil habe ich das nämlich noch nicht gehört.

    @Frau Sonntag: Stimmt, noch ist das Wetter traumhaft und die Temperaturen sind mild – das soll man genießen.

    @Anie´s delight: Linsen sind für mich auch so ein klassisches Herbst-Essen. Außer kalt als Salat, dann geht´s auch im Sommer.

    @Andreas: Dankeschön, noch spielt die Helligkeit wie gewollt mit! 😉

    @Susa: Die Tarte als Nachtisch wäre dann die Option für diejenigen, die es zusammen einfach nicht runterbringen. 😉

    @Ellja: Das gute ist ja: wenn der Versuch scheitert ist es eigentlich total egal, es verkommt ja nichts, wenn es später gegessen werden kann.

    @TFaK: Wie schön das zu hören, lieben Dank! 🙂

    @lamiacucina: Schokolade UND Salamibrot?? Ja ich glaub´mein Schwein pfeift, dann müsste das hier für dich ja ein Klacks sein! 😉

    @SchnickSchnackSchnuck: Klare Süppchen mag ich da schon auch, aber so richtig deftige Geschichten… das ginge dann nur bei einem ausgewachsenen Sommerkater 😉

    @Suse: Grandios, ich musste grad so lachen, "exotisch" find´ich als Bezeichnung für ein badisches Bauerngericht nicht zu toppen, das merk´ich mir! 🙂

    @Linda: Ist die Suppe mit Spätzle dann aber auch so dickflüssig bzw. püriert? Ich kenne nämlich noch ne Variante, bei der die Kartoffeln auch in Stückchen in der Brühe schwimmen.

    @Houdini: Ich glaube ich weiß ganz genau welches Gefühl du meinst! Mir geht das oft bei Sandkuchen aller Art so – da habe ich allerdings immer auf den Vanillezucker als Übeltäter getippt, das kann´s ja bei der Suppe nicht sein.

    @Alex: Tjaja, die Pfälzer sind auch immer für eine Überraschung gut! 😉

  • Christina

    @Linda: Ah, Gaisburger Marsch! Das gehört übrigens auch zu den Rezepten, die ich unbedingt noch ausprobieren muss, noch nie gegessen. Mit den Spätzle in der Kartoffelsuppe (bzw. die Suppe auf den Spätzle) stell ich´s mir auch gut vor – und schön deftig! 😉

    @Hesting: Ach, eigentlich kann man die Tarte ja auch essen, wann man möchte. Den letzten Rest gibt´s dann auch gern mal zum Frühstück, hihi! 😉

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