Rezepte

Polnische Rouladen: Die Ausgeburt der Deftigkeit

Sagt mal, findet eigentlich noch irgendjemand außer mir, dass dieses Jahr vergeht wie im Flug? So langsam ist es mir ja ein bisschen peinlich, jeden zweiten Beitrag mit „ach herrje, schon wieder drei Wochen rum“ zu beginnen. Aber what shalls, dafür habe ich jetzt den absoluten Knaller inpetto: Ich schwöre euch, ich habe noch nie im Leben SOLCHE Rouladen, wie eben diese polnischen Rouladen es sind, gegessen! Sehr gute Schweinerouladen schon, aber noch keine, die so deftig waren, dass meine Augen sich beim ersten Bissen erstmal in Platzteller verwandelten. Das Rezept stammt von der Mama meines Freundes – vielen Dank dafür – und findet nun definitiv Einzug ins Heimeligkeitsrezepterepertoire (tihihi, das wär´ doch übrigens mal ein gutes Wort für Hangman!). Also, meine lieben Freunde der grünen Küche, bitte kurz wegschauen, und all ihr Carnivoren, hier ist das Vögelchen! Vorhang auf für diese polnischen Rouladen, ihrerseits eine gerollte Offenbarung von einem Pfund Bauchspeck, polnischen Rohen und saftigem Schweinenacken. Und wenn ihr jemals etwas gegessen habt, von dem ihr dachtet „Himmel, das ist aber deftig!“ – vergesst es. Das war ein Witz. Ein winziges Witzchen gegen das hier. Und dabei ist das Rezept so einfach

Polnische Rouladen Originalrezept

Die polnischen Rouladen geben übrigens so viel Deftigkeit ab, dass man für die Sauce tatsächlich nicht mehr braucht als etwas Mehl und das Wasser, in dem die Rouladen und die Rinde vom Bauchspeck gekocht wurden. War für mich, die sonst ungefähr eine Flasche Rotwein in die Sauce kippt und nachsalzt wie eine Verrückte, auch eine ganz neue Erfahrung. Dazu haben wir schnuckelige Mini-Kartoffelklößchen gegessen und eine Art Rote-Beete-Dip mit Meerrettich, den man in Polen schlicht »czerwone buraczki« nennt. Also einfach »Rote Beete«. Ich muss zugeben, dass ich diese Kombination zu Beginn recht seltsam fand – im Nachhinein hat sich die rote Beete mit Meerrettich aber mit ihrer frischen und kühlen Schärfe als idealer Partner zu den deftigen polnischen Rouladen erwiesen. 

Polnische Rouladen mit Kartoffelklößen

Hier kommt das Rezept für 4 (ähm, zwei) Personen

Zutaten für Polnische Rouladen:
4 Schweineschnitzel (etwa 400-500 g Fleisch aus dem Nacken, Rücken geht auch, aber ich finde Nacken saftiger) 
250 g geräucherten Bauchspeck mit Rinde 
1 polnische Rohe (oder eine andere kräftig kalt geräucherte Wurst)
Salz/Pfeffer 
Senf 
2 Gurken (je nach Größe genügt eine große!)
etwas Mehl 
1 EL Butterschmalz 
Bisschen gehackte Petersilie zum Bestreuen 

Für die Rote Beete mit Meerrettich:
½ kg rote Beete (geschält und gegart) 
½ Glas Meerrettich 
1 EL Essig 

Für die Rote Beete mit Meerrettich rote Beete fein raspeln, in einem Schüsselchen mit Meerrettich und Essig verrühren und bis zur weiteren Verwendung kühl stellen (hält sich übrigens locker 2 Wochen im Kühlschrank, füllt sie einfach in ein Einmachglas). 

Die Schweinschnitzel schön flach in Rouladenform klopfen. Vom Bauchspeck die Rinde abschneiden und Bauchspeck in grobe Würfel schneiden. Bauchspeck durch den Fleischwolf drehen. Rouladen salzen und pfeffern und dünn mit Senf bestreichen. Je ¼ der Speck-Masse darauf verteilen. Je ½ Gurke und ¼ polnische Rohe auf ein Ende legen und von dort beginnend die Rouladen aufwickeln. Mit Rouladennadeln feststecken und mit etwas Mehl bestäuben, dann werden die Rouladen schön braun.

Butterschmalz in einem Bräter oder Topf erhitzen und die Rouladen von allen Seiten kräftig anbraten. Rinde vom Bauchspeck dazu geben und kurz mitbraten. Mit Wasser aufgießen, so dass die Rouladen gut zur Hälfte bedeckt sind (war bei uns ein guter halber Liter). Zugedeckt etwa 1 1/2 Stunden schmoren lassen. Rouladen aus dem Topf nehmen und warm halten. Bauchspeckrinde entfernen. Sud aufkochen. Etwas Mehl (1-2 EL oder je nach dem, wieviel Wasser ihr verwendet habt) mit wenig Wasser verrühren, es dürfen keine Klümpchen entstehen, und in den Sud einrühren – damit wird die Sauce angedickt.

Rouladen auf vorgewärmten Tellern mit z. B. Kartoffelklößen anrichten, mit Sauce beträufeln und mit etwas Petersilie bestreuen. Zusammen mit dem Rote-Beete-Meerrettich-Dip servieren. 

Polnische Rouladen mit Rote Beete-Meerettich-Dip und Klößen

Ach ja, stellt euch in der folgenden Nacht genug Wasser neben das Bett – der Brand ist in etwa vergleichbar mit 12. Klasse-Stufenhütte am Bodensee ohne Lehrer (und hiermit ein Gruß ans Goethe-Gymnasium Freiburg, olé!). Wer lieber Rinderrouladen mag und zudem noch eine Saucenkönigin oder ein -könig ist, dem kann ich diese Rinderrouladen mit Morchelsauce übrigens wärmstens empfehlen. Und auch für diese polnischen Rouladen hier kann man natürlich Rindfleisch nehmen – die Füllung allerdings bliebe die gleiche.

9 Comments

  • Anikó

    Wenn Osteuropäer eins können, dann deftig! Kenn das zu gut aus der eigenen ungarischen Mischpoke. Aber die Kombi von den Rouladen mit der Roten Bete gefällt mir unglaublich gut. Mal gucken, wo ich hier die richtige Wurst für die Füllung herkrieg. Der Liebste einer Freundin ist Pole, da werde ich mal um Infos bitten 🙂

  • Barbara

    Mein Jahr vergeht dieses Jahr auch wie verrückt, bald haben wir 2013. Huch, haben wir ja schon, also das letzte verging wohl auch schon schnell. Aber dieses, ich weiß echt nicht, wo das hin ist…

    Dabei hatte ich wenig Zeit für solche deftigen osteuropäischen Leckerheiten. Passen gut zu Herbst und Winter. Da mag ich deftig. Aber richtig!

  • Kirsten

    Rouladen (bis auf Kohlrouladen, aber das ist ja was anderes…) gehören zwar bisher nicht unbedingt zu meinen Lieblingsessen, dafür LIEBE ich diese Rote-Bete-Meerrettich-Kombi! Ich hab sogar noch ein Gläschen kürzlich aus Polen mitgebrachte im Kühlschrank, für die ich mir noch was Feines ausdenken muss 🙂

    Toll geschriebener Beitrag, der auch mir Rouladen-Skeptikerin das Essen fast schon schmackhaft macht!

    Liebe Grüße,
    Kirsten

  • Christina

    @Toni: 😀 So soll es sein!

    @Micha: Am allerliebsten käme ich just in diesem Moment mit einem Fläschchen Wein zu Dir geflogen – und Du machst die Häppchen!! 😉

    @anonym: Hoffe es hat Dir geschmeckt.

    @Susanne: Hihi, richtig, das Gemüse kann warten. Ich bin auch SO ein Schmorfan und freue mich jetzt richtig auf die kalte Jahreszeit, was Essen betrifft.

    @Yvonne: Ach kuck an, das werden wir natürlich beim nächsten Frikadellen-Alarm testen. 😉

    @Anikó: Hm, gute Frage, bei uns gibt´s einen Schlesier, der in einem Wägelchen Würste en masse verkauft. Sonst frag doch einfach den Metzger nach der "allerallerdeftigsten" Wurst, die er hat – vielleicht ist das ja etwas Vergleichbares?

    @Barbara: Hammer, gell? Einmal geschnippst, und das Jahr ist vorbei!

    @Kirsten: Ach, wie schön! Hast Du denn Verwandte/Bekannte in Polen?

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